
In der EU gilt bislang für den Verbraucher das Vorsorgeprinzip, d. h. Schutz vor Gefährdung der Gesundheit. Mit der Aufhebung der Quote für
Isoglucose in der EU entsteht die widersinnige Situation, dass die Lebensmittelwirtschaft sich nicht mehr auf einer Linie mit dem Gesundheitswesen befindet.
Bislang wird
Isoglucose, ein flüssiger Zucker, vor allem in Eis, Softdrinks und Teigwaren bisher nur in geringen Mengen bei uns verwendet.
Isoglucose ist flüssig wie ein Sirup, allerdings um ein Vielfaches süßer als ein Sirup aus Traubenzucker (Glucose). Dieser Isoglucose-Sirup darf
ab 2017 in Europa frei gehandelt werden, da die EU-Kommission die Quote für die künstlich hergestellte Isoglucose , die bislang höchstens fünf Prozent vom gesamten Zuckermarkt in der EU ausmachen durfte, aufgehoben hat.
Seit Jahren steigt die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die durch Süßes an Diabetes, Typ-2, und an Fettleibigkeit erkranken. Herkömmlicher
Haushaltzucker macht auch dick, aber besonders schädlich ist Isoglucose, die sich durch einen hohen Fructose-Anteil (Fruchtzucker) und damit höherer Süßkraft auszeichnet. Der Fruchtzucker wird in der Leber verstoffwechselt, es entstehen Fettabbauprodukte, diese werden in der Leber gespeichert und führen schließlich zur Fettleber. Außerdem bewirken diese Fettabbauprodukte eine Hemmung der
Insulinwirkung. (Lebensmittel für Diabetiker wurden früher mit Fruchtzucker anstelle von Zucker hergestellt, und sind aufgrund von Nebenwirkungen ganz still vom Markt verschwunden.)
Seit dem Jahr 2000 nimmt der Bedarf an
Isoglucose in den USA stetig ab: es geht z. B. der Konsum von Limonaden zurück, eben aus gesundheitlichen Bedenken. Deswegen mussten in den USA eine ganze Reihe von Fabriken bereits schließen. Wenn jetzt in der Europäischen Union der Markt geöffnet wird, ist es ganz klar, dass die industrielle Infrastruktur, die in den USA besteht, genutzt wird, um Isoglucose nach Europa zu exportieren, trotz aller bereits erkannter Bedenken und gesundheitsschädlichen Folgen für den Verbraucher. Denn der Zuckersirup aus der Stärke von subventioniertem und genmanipuliertem Mais ist bis zu 40 Prozent billiger als andere Süßstoffe.
Man bezweifelt, dass mit
TTIP ein Verbot von Isoglucose möglich ist: „Wenn das Verbot von Isoglucose trotzdem käme, hätten Unternehmen unter Umständen die Möglichkeit, dagegen auf Basis von TTIP zu klagen und Millionen, wenn nicht sogar Milliarden, Schadensersatz am Ende einer solchen Klage zu bekommen - nur für ein Gesetz zum Schutz der Verbraucher.“ Seit 1994 hat Mexiko ein vergleichbares Handelsabkommen mit den USA, das
NAFTA. Seither exportieren US-Konzerne ihre Isoglucose in das Nachbarland. Mediziner beobachten, Fettleibigkeit und Zuckerkrankheit nehmen zu, vor allem bei Kindern und Jugendlichen.
Im Jahr 2001 belegte Mexiko alle Produkte, die mit dem schädlichen Zuckersirup gesüßt waren, mit einer Strafsteuer von 20 Prozent. Zwei Jahre später verklagte der US-Konzern „Corn Products International“ den Staat Mexiko auf entgangene Gewinne von 325 Millionen Dollar. Rechtsgrundlage: das Handelsabkommen
NAFTA. Der Staat Mexiko wurde durch ein geheimes Schiedsgericht dazu verurteilt, die Strafsteuer zurückzunehmen und an den US-Konzern einen Schadenersatz von 58 Millionen Dollar zu bezahlen.
Die Hoffnung liegt einzig und allein in der Aufklärung des Verbrauchers. Was er nicht kauft, wird die Industrie auch nicht herstellen, weil eine Ware ohne Absatzchance kein marktgerechtes Produkt ist.
Noch steht auf der Verpackung, ob und in welchen Mengen
Isoglucose im Lebensmittel steckt (auch als
Maissirup,
Fructose-Glucose-Sirup oder
Fructosesirup im Zutatenverzeichnis bezeichnet).
Zukünftig kann sich der Verbraucher nur durch drastische Einschränkungen beim Kauf aller industriell erzeugten süßen Getränke, Süßspeisen und entsprechender Lebensmittel schützen.Dr. Knut Werkmeister
Quelle:
http://www.zuckerverbaende.de/zuckermarkt/eu-zuckerpolitik/eu-marktregelung.htmlhttp://www.arztempfehlen.eu/de/experten_beitraege/industriezucker/http://www.zdf.de/ZDF/zdfportal/blob/40019486/3/data.pdfhttp://www.welt.de/wirtschaft/article136885395/Die-gefaehrliche-Zuckerluege-der-Lebensmittelindustrie.htmlhttp://www.bestwater.de/blog/75-die-hinterh%C3%A4ltige-zuckert%C3%A4uschung-der-nahrungsmittelindustriehttp://www.kritischer-agrarbericht.de/fileadmin/Daten-KAB/KAB-2015/KAB2015_284_288_Fink-Kessler_korr.pdf